Am 9. September haben wir ein wunderschönes Richtfest zusammen gefeiert. Nachdem Corona lange verhindert hat, dass wir auf dem Baugelände in großer Runde zusammenkommen, haben wir uns am Donnerstag bei bestem Wetter auf dem "Dorfplatz" treffen können und gemeinsam gefeiert, dass der Bau in die finale Phase geht. Das war ein wunderbares Fest. Das Wetter meinte es sehr gut mit uns – es war gefühlt der sonnigste Tag des Monats. Die Richtfest-AG hatte sich vorher eine Menge Gedanken gemacht, wie wir trotz Corona mit Abstand und viel Freude zusammen feiern können. Und das hat sich gelohnt!
Es gab großartiges Essen am Burgerstand mit klassischen und veganen Burgern und beim Crepe-Stand (der von Kindern belagert wurde, sobald sich herumgesprochen hatte, dass sie so viele Nutella-Crepes essen können wie sie wollen). Extra für jedes Kind waren Süßigkeitentüten gepackt und Seifenblasen besorgt worden.
Und dann kamen die Gäste: Die Baugruppenmitglieder, ihre Freund*innen, Familien und künftige Nachbar*innen – und Vertreter*innen der Gewerke der Baustelle und der vielen, vielen anderen Beteiligten an dem Bau vom Architekturbüro über die Freiraumplanung bis zur Lokalpolitik.
Vom obersten Balkon von Haus 4 wurden dann das Richtfest mit einigen Reden begonnen - von Herrn Stahl, der Bargteheider Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht, unserer Architektin Kristina Sträter bekommen und von Imke und Anita als Vertreterinnen unserer Baugruppe. Die Rede von Anita und Imke wollen wir hier gerne dokumentieren.
An dieser Stelle noch einmal vielen Dank an alle die zum Richtfest gekommen sind, mitgeholfen haben, uns beglückwünscht und beschenkt haben – es war toll mit Euch!
– Christoph
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Richtfest am 9. September 2021 // Rede von Anita und Imke
Imke: Herzlich Willkommen! Wir begrüßen Sie und euch alle zu unserem Richtfest. Heute endlich ist es soweit! Das letzte Dach von insgesamt 8 Häusern in unserer Gemeinschaft wird gerichtet und wir feiern das erste Mal Richtfest - stellvertretend also auch für all die anderen Richtfeste, die wir in dem letzten Corona-Jahr nicht feiern konnten.
Heute endlich mal wieder hier vor Ort auf dem Baugrund mit vielen Menschen, die hier bald wohnen werden, die direkte Nachbarn sind, die als Freunde oder Familie schon lange Anteil nehmen, die für das Projekt gearbeitet haben, die geplant und gezeichnet, konzipiert und getüftelt haben und natürlich last but not least: Die Handwerker und Bauarbeiter, die Stein auf Stein setzen und immer noch tagein und tagaus bauen, bauen, bauen und ihr Bestes geben, damit die ersten Häuser bald einzugsbereit sind.
Schön, dass Ihr da seid!
Anita: Höchste Zeit für ein Fest, das uns vor Augen führt, dass aus der viel gelebten virtuellen Gemeinschaft nun ein ganz lebendiges Wohnprojekt vor Ort hier in Bargteheide wird. Auch wenn wir erst nach und nach – über die nächsten 6 Monate verteilt einziehen werden, irgendwann sind wir komplett. Komplett das heißt: um und bei 70 Erwachsene und 30 Kinder, im Alter von 4,5 Monaten bis 71 Jahren. Familien, Singles, Paare. Wir sind Menschen aus Berlin, Hamburg, Norddeutschland…Oder auch direkt hier aus Bargteheide. Ein paar von uns kommen aus diesem schönen Städtchen, kehren nun zurück oder wohnen schon lange hier. Manche sind erst vor kurzem nach Stormarn umgesiedelt und haben die Koffer gar nicht erst ausgepackt, weil sie nur darauf warten hier endlich einzuziehen. Manche verlassen Haus & Garten, um in Gemeinschaft zu leben. Und mal ehrlich: Wer braucht noch die Großstadt, wenn man doch in Bargteheide seine Ruhe haben kann?
Imke: Wir sind ganz unterschiedliche Menschen, die so manche Wünsche, Werte und Visionen teilen und mit großem Engagement Ideen für den Lebensraum entwickeln, den wir hier gemeinsam bewohnen werden. Wir mögen es grün, gemütlich und naturnah. Wir freuen uns auf den Gemeinschaftsraum, den gemeinsamen Garten, eine Food-Coop, eine Werkstatt für alle, viel Raum für Spiel & Begegnung auf dem Außengelände. Nachhaltigkeit lässt sich ja außerdem auch erfolgreicher leben, wenn man sich gegenseitig unterstützt und inspiriert. Und im Wohnprojekt findet sich immer einer, der dir helfen kann, wenn du mal nicht weiter weißt.
Anita: Willst du ein Kräuterbeet anlegen und weißt nicht wie? Ich kenn’ gleich 3 die dir helfen! Ein Hochbett bauen und brauchst nen Plan? Dein Fahrrad nicht selber reparieren? Kein Problem! Ich weiß, wen du fragen kannst.….Zickt dein PC? Brauchst du Deko-Ideen? Technische Hilfe? Ärztlichen Rat? Gibt es ne Betreuungslücke für dein Kind oder kannst du auch kein Mathe? Willst du mal wieder Yoga machen oder schaffst diese Woche den Einkauf nicht? Sorge dich nicht. In der Gemeinschaft gibt es immer jemanden, den du fragen kannst! Das klingt schon ziemlich harmonisch, oder?
Imke: Ja, das stimmt. Aber eine Gemeinschaft zu werden ist natürlich auch ne Menge Arbeit. Das ist nicht immer nur Friede Freude Eierkuchen. Schließlich muss so unglaublich viel besprochen und abgestimmt werden! Das fordert viel Bereitschaft, Geduld, Offenheit und hin und wieder starke Nerven.
Anita: Oh ja, wenn ich da alleine an die GbR Sitzungen denke, die bis zu 6 Stunden dauern und das einmal im Monat und seit langem online! Bis heute haben wir 65 Mal getagt (!!) und da sind natürlich längst nicht alle anderen Besprechungen dabei. Die vielen offenen Punkte, die noch verhandelt werden müssen, die unzähligen Seiten an Protokoll, die bereits geschrieben wurden.
Imke: Nicht zu vergessen, die vielen AGs, die immer wieder gegründet wurden, um in kleinerer Gruppe konzentriert einem Projekt-Thema zu arbeiten. Zum Beispiel die Freiraum AG, die
… Tiefgaragen AG
Anita: … die Kommunikations-AG
Imke: ...die Konto-Freigaben-AG
Anita: ...die Gemeinschaftsraum-AG
Imke: ...die Eltern-AG
Anita: ...die Event-AG
Imke: ...die Food-Coop-AG
Anita: ...die Bau-AG
Imke: ...Hausverwaltungs-AG
Anita: ...Marketing-AG
Imke: ...Media-AG
Anita: ...Mobilitäts-AG
Imke: ...Werkstatt-AG
Anita: ...Treppenhaus-AG
Imke: ...Vermieter-AG
Anita: ...Öko-AG
Imke: ...Energieversorgungs-AG
Anita: Da kommen schon viele Stunden zusammen
Imke: Und erst für alle, die seit Anfang an dabei sind!
Anita: Stimmt! Los ging es im Jahr 2016, als dieses Baugrundstück von der Stadt Bargteheide zum Verkauf ausgeschrieben wurde. Die Firma Conplan, die schon viele Wohnprojekte professionell aufgebaut und begleitet hat, hat sich gemeinsam mit der Raiffeisenbank erfolgreich für die Baufelder beworben. Danke Conplan, Danke Tanja Christoff und Frauke Funk, dass ihr die Initialzündung für das Projekt gegeben habt und es von erster Stunde an so professionell und mit so viel Herzblut betreut! Danke auch der Raiba für eine richtig gute, verlässliche Partnerschaft. Wir haben uns viel abgestimmt, unterstützt und gemeinsam eine Energiegenossenschaft fürs Gelände initiiert. Es dauerte nicht lang und die ersten Bauparteien haben sich zusammengefunden; und ich kann nicht mal mehr schätzen, wie viele Interessierte in all den Jahren Kontakt zu uns aufgenommen haben, wie viele Kennlern-Gespräche und Vorstellungsrunden durchlaufen wurden, bis wir schlussendlich zum Ende des vergangenen Jahres endlich vollzählig waren und alle Wohnungen und Häuser vergeben waren.
Imke: Und nun sind wir um und bei 100 Menschen, die sich darauf einlassen…
Anita: ...gemeinsam über heimische Pflanzen zu philosophieren
Imke: ...Bäume und Stauden für unsere Gärten auszuwählen
Anita: …die schönste Klinkerfarbe, Fensterfarbe, Fliesenfarbe, Tür- und Briefkastenfarbe, zu finden und darüber abzustimmen.
Imke: …über Lampen-Größen im Treppenhaus zu diskutieren
Anita: ...Küchenfronten für die Gemeinschaftsraum-Küche auszuwählen,
Imke: …und immer wieder darüber ins Gespräch zu kommen was Solidarität, Gemeinschaft & Ökologie für uns bedeutet.
Anita: Darüber sollten wir ganz dringend bald mal wieder sprechen. Als Wohnprojekt sind ja Ökologie und Gemeinschaftlichkeit zwei Herzensthemen für die wir uns einsetzen wollen. Und lauter als beim Thema Ökologie können die Alarmglocken ja kaum läuten. Ich finde unsere Auseinandersetzungen darüber, wie wir ökologisch sein können und die unterschiedlichen Ansätze, wie ökologisches Handeln und Wirken aussehen kann im Privaten, vor Ort, und Gesamtgesellschaftlich total spannend und freu mich drauf, die Debatte und vor allem auch die Praxis miteinander weiter zu führen
Imke: Wollen wir vielleicht heute noch eine AG gründen? Hier sind doch genügend Menschen, die…
Anita: Nein, nein. Bis zum Einzug muss ja nicht alles entschieden sein. Wir haben doch noch Zeit...
Imke: Müssen wir denn eigentlich alles gemeinschaftlich entscheiden?
Anita: Nö, nicht alles. du hast doch dein Haus oder deine Wohnung, da darfst DU entscheiden! Naja, ich hoffe, das hast du schon, denn jetzt steht alles fest. Komm mir jetzt nicht noch mit Änderungswünschen….
Imke: Nein bestimmt nicht!! Es gibt ja so schon noch genug zu tun und die Gewerke sind fast rund um die Uhr beschäftigt. Es ist wirklich einmal Zeit Danke zu sagen: Wir sind dankbar für den Einsatz so vieler Menschen, dafür, dass ihr unserem Traum ein stabiles Fundament und ein Dach über dem Kopf verleiht.
Anita: Besonderer Dank an all die unermüdlichen Handwerker, die hier jeden Tag arbeiten; jedem einzelnen von euch wollen wir für euren Einsatz und eure Mitwirkung danken! Danke, dass ihr uns auch in Corona-Zeiten nicht im Stich gelassen habt. Bitte bleibt gesund, verletzt euch nicht und passt auf euch auf! Ein herzlicher Dank geht natürlich auch an unseren Bauleiter Jens Hartwig, der wirklich alles gibt und trotz Zeitdruck und Arbeitsstress immer noch ein offenes Ohr für unsere Anliegen hat.
Imke: Danke auch unserer Architektin Kristina Sträter von Raum2 für viele, viele Stunden Planung und Konzeption. Danke Herrn Knapp, der als Ingenieur der IneG die gesamte Haustechnik konzipiert hat. Danke Britta Hüttmann und Bernward Jansen von WFP für die professionelle Freiraumplanung. Danke allen Planern & Gutachtern, die Brandschutz, Bodenbeschaffenheit, Statik, Funktionalität und Sicherheit verlässlich im Blick hatten und ihr Know-How und ihre Expertise in dieses Projekt haben einfließen lassen!
ALLEN sei Dank, die dazu beigetragen haben, dass hier ein neues zukunftsorientiertes Quartier entsteht.
Das geht meistens nicht ganz leise vonstatten und daher danken wir natürlich auch den Nachbarn für das Erdulden des Baulärms; und nicht zuletzt der Stadt Bargteheide, die unserem Projekt nicht nur aufgeschlossen und offen gegenüber ist, sondern uns auch immer wieder unterstützt hat.
Imke: Lasst uns anstoßen auf das letzte gerichtete Dach! Auf die Arbeit der Handwerker! Auf alle, die uns zur Seite stehen und auf unsere Gemeinschaft, die hier nun endlich bald zusammen wohnt.
Nun feiert! Versorgt euch mit Leckereien an den 2 Foodtrucks, nehmt euch Getränke, wir haben reichlich!
Plauscht und genießt die Sonne überm Quartier.
Schön, dass ihr alle da seid!
Musik ab!
– Imke und Anita