Wenn ein „selbstbestimmter“ Umzug bevorsteht, dann freut man/frau sich in der Regel auf die neue Wohnung oder das neue Haus. Denn normalerweise wird das ja eine Verbesserung gegenüber der vorherigen Wohnsituation sein. Vielleicht ist die neue Wohnung schöner, heller, größer, ruhiger – oder das Wohnumfeld entspricht eher den eigenen Wünschen – oder sogar beides …
Bei Beate und mir ist es jedenfalls so: Wir genießen die Vorstellung, in eine moderne Wohnung in einem Mehrfamilienhaus mit hohem ökologischem Standard zu ziehen – und in Gedanken richten wir die neue Wohnung schon ein, auch wenn es noch 1,5 Jahre bis zum Umzug sind. Wir freuen uns auf den Holzfußboden, die bodengleiche, große Dusche, das zusätzliche Zimmer und darauf, in der schönen und praktischen Küche zu kochen und dann am Fenster mit Blick auf die Wiesen am Stadtrand von Bargteheide zu essen. Kurzum: Wir können es kaum erwarten, in unser neues, schönes „Reich“ einzuziehen! Getoppt werden diese Vorstellungen aber von dem Wissen, wen wir als Nachbarn bekommen werden!
Seit gut 2 Jahren sind wir nun – im Sommer 2020 – Mitglied der Baugruppe und planen seitdem den Bau der Häuser, die Gestaltung der Außenanlagen und unsere Nachbarschaft mit. Inzwischen sind 36 der 42 Wohneinheiten unseres Projektes vergeben und bei einer so großen Gruppe (im Moment sind wir etwa 80 Erwachsene und Kinder) ist Vielfalt Programm.
Aber trotz dieser Vielfalt und der ganz unterschiedlichen Lebensentwürfe eint uns der Wille, eine starke Gemeinschaft zu sein. Das zeigt sich unter anderem darin, wie respektvoll und wertschätzend wir auch bei Meinungsverschiedenheiten miteinander umgehen. Und es mündet darin, dass wir viele Gemeinschaftsprojekte durchführen wollen: neben Car- und Lastenfahrrad-Sharing, Food-Coop sowie Pflege und Nutzung des Gemeinschaftsgartens sind auch viele kleinere Aktionen wie Kinderbetreuung und Schularbeitshilfe, Yoga und Kino im Gemeinschaftsraum, Kochkurse und vor allem auch gemeinsames Feiern angedacht.
Ok, wir werden sehen, wie wir das nach dem Einzug mit Leben füllen werden. Aber zurzeit ist es so, dass unsere Treffen, egal ob GbR-Sitzung, Plausch oder Gemeinschaftsworkshop für mich echte Highlights darstellen. Ich genieße die Freundlichkeit und Herzlichkeit und das gemeinsame Lachen und es macht mein Herz weit, wenn ich sehe, wie liebevoll die Eltern mit ihren Kindern umgehen.
Ich kann mich nicht erinnern, dass ich mich in einer so heterogenen Gruppe schon einmal so wohl gefühlt habe, wie in unserer Baugruppe. Als wir in die Baugruppe eintraten, haben wir uns gewünscht, dass wir Leute finden würden, denen Miteinander und Gemeinschaft ebenso wichtig ist wie uns, wobei auch immer die Möglichkeit da sein sollte, „die Tür auch mal zuzumachen“. Die Menschen, die wir gefunden haben, übertreffen definitiv unsere anfänglichen Erwartungen!
Und wenn das kein guter Grund ist, in der Baugruppe zu sein, dann weiß ich auch nicht …
– Peter